Familien und Generationen 2018

Zum Teil deutliche Geschlechterdifferenzen bei Familien- und Generationenfragen

85 Prozent der Luzerner Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 39 Jahren, die weder eigene noch adoptierte Kinder haben, wünschen sich mindestens ein Kind. Von den Luzernerinnen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren haben rund 8 von 10 mindestens ein Kind geboren, 2 von 10 sind kinderlos geblieben. Bei den Einstellungen und Meinungen zu Familien- und Generationenfragen zeigen sich zum Teil deutliche Geschlechterdifferenzen.

Die vorliegende Analyse umfasst ausgewählte Ergebnisse der Erhebung zu Familien und Generationen (EFG) für den Kanton Luzern. Die Erhebung ist vom Bundesamt für Statistik im Jahr 2018 schweizweit durchgeführt worden. Die Erhebung findet alle fünf Jahre statt, erstmals wurde sie im Jahr 2013 durchgeführt. In ihrem Fokus steht die Situation der Familien, die Beziehungen zwischen den Generationen sowie die Wünsche und Einstellungen der Bevölkerung zu familialen Lebensformen und zur Organisation des Zusammenlebens.

Die Wohnverhältnisse haben beim Entscheid für oder gegen ein (weiteres) Kind an Bedeutung gewonnen

Von welchen Faktoren hängt der Entscheid für oder gegen ein (weiteres) Kind ab? Für 74 Prozent der befragten 20- bis 39-jährigen Luzernerinnen und Luzerner, die ein (weiteres) Kind möchten, beeinflusst die Qualität der Beziehung diesen Entscheid "stark" bis "sehr stark". Für gut zwei Drittel der Befragten haben die eigene Gesundheit, der Gesundheitszustand der Partnerin/des Partners oder die finanzielle Situation einen starken bis sehr starken Einfluss.

Im Vergleich mit der Befragung 2013 haben unter anderem die Wohnverhältnisse beim Entscheid für oder gegen ein (weiteres) Kind an Bedeutung gewonnen: 54 Prozent der Befragten geben 2018 an, dass die Wohnverhältnisse einen starken bis sehr starken Einfluss auf den Entscheid haben. 2013 war das bei 37 Prozent der Fall gewesen.

Fast drei Viertel der Frauen erwarten negative Auswirkungen auf ihre Berufsaussichten durch ein (weiteres) Kind

Was sind die erwarteten Folgen eines (weiteren) Kindes? 81 Prozent der 20- bis 39-jährigen Luzerner Frauen und 80 Prozent der gleichaltrigen Luzerner Männer befürchten einen negativen Einfluss auf ihre finanzielle Situation. 59 Prozent der Befragten befürchten, dass ein (weiteres) Kind einen negativen Einfluss darauf hat, tun zu können, worauf man im Alltag gerade Lust hat. Frauen erwarten deutlich häufiger als Männer, dass sich die Geburt eines (weiteren) Kindes negativ auf ihre Berufsaussichten auswirkt (74% vs. 41%).

Einen positiven Effekt auf die Freude und Zufriedenheit im Leben durch die Geburt eines (weiteren) Kindes erwarten 50 Prozent der befragten Personen. Weitere 38 Prozent sehen weder einen positiven noch einen negativen Einfluss auf ihre Zufriedenheit.

Frauen sind mit der Aufteilung der Kinderbetreuung weniger oft zufrieden

In über 7 von 10 Paarhaushalten mit Kindern bis 12 Jahren sind die Kinderbetreuungsarbeiten "die Betreuung kranker Kinder zuhause" und "Kinder ankleiden" hauptsächlich Aufgabe der Mutter. Bei den Vätern zeigt sich keine Domäne der Kinderbetreuung, für die sie ähnlich häufig wie die Mütter in erster Linie zuständig sind. Am häufigsten obliegt ihnen die Unterstützung bei den Hausaufgaben: In 9 Prozent der Haushalte sind die Väter hauptsächliche Ansprechpartner für die Hilfe bei den Hausaufgaben. In rund 70 Prozent der Haushalte werden die Aufgaben "mit dem Kind über Probleme sprechen" und "die Kinder ins Bett bringen" von beiden Elternteilen  zusammen übernommen.

Insgesamt sind die Männer mit der Aufteilung der Kinderbetreuung deutlich häufiger "sehr zufrieden" als die Frauen (67% vs. 59%). Im Vergleich zur Erhebung 2013 sind die Männer mit der Aufteilung der Kinderbetreuung jedoch weniger oft zufrieden. Bei den Frauen hat sich die Beurteilung nicht verändert.

Für mehr als die Hälfte der Befragten kann ein Kind auch bei einem gleichgeschlechtlichen Paar glücklich aufwachsen

Gemäss Einschätzung von 79 Prozent der befragten Luzernerinnen und Luzerner im Alter von 15 bis 79 Jahren leiden die Kinder, wenn die Mutter zu viel arbeitet. 64 Prozent sind der Meinung, dass die Kinder leiden, wenn der Vater zu viel arbeitet. Wenn das Kind im Vorschulalter ist, wird die Situation für das Kind als weniger problematisch wahrgenommen, als wenn es nicht im Vorschulalter ist.

Der Aussage, dass man nur glücklich sein kann, wenn man Kinder hat, stimmen die Frauen fast gleich selten zu wie die Männer (8% vs. 7%). 61 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass eine Frau ein Kind auch ohne feste Beziehung zu einem Mann haben kann. 51 Prozent stimmten eher bis voll zu, dass ein Kind bei seinem Vater und seiner Mutter aufwachsen muss, um glücklich zu sein. Für 17 Prozent der Befragten trifft es voll zu, dass die Ehe eine veraltete Institution sei.

Im Vergleich zur Erhebung 2013 stimmt 2018 ein grösserer Anteil der Befragten der Aussage "eher bis voll zu", dass Kinder auch bei gleichgeschlechtlichen Paaren glücklich aufwachsen können (2013: 39%; 2018: 55%).

Bei Fragen bezüglich der Unterstützung von betreuungs- und pflegebedürftigen Eltern zeigen sich Geschlechterdifferenzen

62 Prozent der befragten Personen im Alter zwischen 15 und 79 Jahren stimmen folgender Aussage "eher bis voll" zu: Erwachsene Kinder sollten sich um ihre Eltern kümmern, wenn diese Pflege oder Betreuung brauchen. Die Zustimmung unterscheidet sich allerdings nach Geschlecht: So beträgt der Anteil bei den Männern 68 Prozent und bei den Frauen 55 Prozent. Ebenso tendieren jüngere Personen eher dazu, dieser Aussage zuzustimmen, als ältere, sofern diese nicht schon im Pensionsalter sind. Der Aussage, dass erwachsene Kinder ihre Eltern bei sich aufnehmen sollen, wenn diese nicht mehr in der Lage sind, allein zu leben, stimmten insgesamt 24 Prozent der Befragten zu. Auch hier besteht ein Unterschied zwischen den Geschlechtern: So sind 29 Prozent der Männer und 18 Prozent der Frauen dieser Meinung. Eine Auswertung der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung (SAKE) 2016 zeigt, dass schweizweit 2,2 Prozent der Frauen und 1,3 Prozent der Männer erwachsene Verwandte pflegen (informelle Freiwilligenarbeit).

Bezüglich der Unterstützung in finanziellen Schwierigkeiten stimmen 55 Prozent der Luzerner Bevölkerung eher bis voll der Aussage zu, dass erwachsene Kinder ihre Eltern bei finanziellen Problemen unterstützen sollen. Und 53 Prozent stimmen der Aussage zu, dass Eltern ihre erwachsenen Kinder entsprechend unterstützen sollen. Der Unterschied von 2 Prozentpunkten liegt im Bereich der statistischen Unschärfe. In beiden Fällen zeigen die Zustimmungswerte allerdings Unterschiede zwischen den Frauen und Männern: Die Männer sprechen sich in beiden Fällen – Eltern sollen Kinder finanziell unterstützen und Kinder sollen finanziell Eltern unterstützen – häufiger für die Unterstützung bei finanziellen Problemen aus als die Frauen.

Vier von fünf Grosseltern hüten ihre Enkelkinder

Der Aussage "Grosseltern sollten sich um ihre Enkelkinder kümmern, wenn die Eltern dazu nicht in der Lage sind" stimmen 73 Prozent der Luzern Bevölkerung im Pensionsalter (65- bis 79-jährig) zu.

81 Prozent der Grossmütter und Grossväter im Alter zwischen 50 Jahren und 79 Jahren mit einem oder mehreren Enkelkind/ern unter 13 Jahren haben in den letzten 12 Monaten vor der Befragung mindestens an einem Tag ein Enkelkind gehütet. 44 Prozent der Grosseltern hüteten das von ihnen am häufigsten betreute Enkelkind mindestens einmal in der Woche. Im Mittel (Median) haben sie das Grosskind knapp 7,7 Stunde die Woche gehütet.

19 Prozent aller Grosseltern haben keine Enkel betreut.

Ergebnisse der Befragung zu Familien und Generationen

Autor: Matthieu Loretan / 10. Dezember 2020

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