Markus Fischer klopft an die Tür, als ob er jemanden besuchen möchte. Erst dann schiebt er die Tür auf. Leises Gackern erfüllt den grosszügigen Raum. «Bevor ich den Wintergarten oder den Stall betreten, klopfe ich, damit die Hühner nicht erschrecken», erklärt der 21-Jährige. Einige der weissen Legehennen scharren zufrieden in Sand und Stroh, andere picken geschäftig nach Futter. «Der Wintergarten ist mein Lieblingsort. Hier können sich die Hennen ausleben und sind doch vor Raubvögeln und anderen Wildtieren geschützt. Hier fühlen sie sich sicher.»

Steckbrief

  • Name: Markus Fischer
  • Alter: 21 Jahre
  • Zuhause: Malters LU
  • Ausbildung: Im zweiten Lehrjahr zum Geflügelfachmann im Familienbetrieb, der Fischer Eier GmbH in Malters

Zu Urgrossvaters Zeiten

11 600 Legehennen tummeln sich in dem Stall in Malters LU. Markus Fischer, im zweiten Lehrjahr als Geflügelfachmann, absolviert seine Lehre im Familienbetrieb, der Fischer Eier GmbH. Angefangen hat alles mit Urgrossvater Fischer, der Güggeli mästete. Der Grossvater baute dann den Legehennenstall und begann mit dem Eierverkauf.

Heute führen Fischers Vater und Onkel den Betrieb gemeinsam. Sie sind vor 25 Jahren in die Flüssigei-Produktion eingestiegen. 70 Millionen Eier werden im Verarbeitungsbetrieb pro Jahr verarbeitet, zu Halbfabrikaten für Grossbäckereien, die Pasta-Industrie und zu Produkten für die Gastronomie wie 1-Kilo-Rühreipackungen. Die Eltern, sein älterer Bruder sowie Onkel und Tante arbeiten alle im Familienunternehmen mit 25 Mitarbeitenden.

«Bei uns ging es schon immer um das Huhn und das Ei», fasst Markus Fischer die Familiengeschichte zusammen. Es interessierte ihn früh, was alles dahintersteckt: «Ich war schon als kleiner Knopf bei den Hennen im Stall.» Nach der Schule lernte er erst Baumaschinenmechaniker, nun Geflügelfachmann, wie einst sein älterer Bruder, der eines Tages den Landwirtschaftsbetrieb übernehmen wird.

«Am allerliebsten bei den Hennen»

Markus Fischers Zeit teilt sich zwischen Legehennenstall und Verarbeitungsbetrieb auf. Er betreut unter anderem die Hühner, nimmt Eier aus, liefert sie zu den Kunden und hilft in der Produktion mit. «Am allerliebsten bin ich bei den Hennen», sagt er und bricht zu einem Kontrollrundgang durch den Stall auf. Staubkörner tanzen im Zwielicht, das Gackern bleibt allgegenwärtig, die Hühner lassen sich nicht gross stören.

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Fach Tierhaltung ist «absolutes Highlight»

Zu Fischers Lieblingstieren zählen neben Hühnern «auch alle anderen Nutztiere» wie Kühe, Schweine, Ziegen und Schafe. Zum elterlichen Betrieb mit 12 Hektaren Grünland gehören nämlich auch noch 20 Mutterschafe. Kein Wunder ist das Fach Tierhaltung für ihn «ein grosses Highlight» an der Berufsschule am BBZN Hohenrain. Die Geflügelfachleute absolvieren die ersten zwei Lehrjahre zusammen mit den Landwirten und Landwirtinnen. «Ich liebe den Austausch mit Lehrpersonen und Mitschülern über Rindvieh- und Schweinehaltung.»

Als Geflügelfachmann besucht Markus Fischer im 3. Lehrjahr dann den Geflügelspezifischen Unterricht am Aviforum in Zollikofen BE. Er freut sich, bei «Lehrling des Jahres» einen Randberuf vertreten zu können.

5 Kurzinfos

  • Diese Superkraft würde ich mir wünschen: Fliegen können
  • Meine Lieblingstiere: Hühner, Kühe, Schweine, Schafe und Ziegen
  • Mein Lieblingsessen: Riz Casimir
  • Meine Lieblingsarbeit: Die Hühner im Stall betreuen
  • Das mache ich weniger gern: Ich mache eigentlich alles gerne

«Gegessen wird immer werden»

Markus Fischers Blick in die Zukunft der Landwirtschaft ist positiv. «Wir haben eine gute Zukunft vor uns, auch wenn es aktuell nicht so einfach ist», sagt er überzeugt. Die Landwirtschaft sei eine der systemrelevantesten Branchen des Landes: «Gegessen wird immer werden und ums Land kümmern muss sich auch stets jemand.»

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Für seine eigene Zukunft hat Fischer auch schon klare Ziele. Nach der Lehre will er sich zum Agrotechniker weiterbilden. Danach ist es eine Option, zuhause in den Verarbeitungsbetrieb einzusteigen. «Mein grösster Kindheitstraum ist es, irgendwann einen eigenen Landwirtschaftsbetrieb zu führen», sagt er und lacht, als eine Henne dicht vor seinem Gesicht schwungvoll von einer Sitzstange zur anderen flattert.

Er blickt ihr nach: «Ich würde gerne fliegen können. Wenn man die Dinge von oben sehen könnte, würde einem das manchmal eine andere Perspektive oder Sichtweise geben.»

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Das Sägemehl hat gefehlt

Schwungvoll ist auch sein Hobby, das Schwingen. Seit dreizehn Jahren trainiert er bis zu dreimal wöchentlich. «Wegen meiner Grösse bin ich nicht zuvorderst, aber darum geht es nicht, die Kameradschaft in diesem Sport ist unschlagbar.» Besonders schätzt er es, in der Szene so viele Leute aus der Landwirtschaft anzutreffen. Lange durfte er nun wegen Corona nicht trainieren, das Sägemehl hat ihm gefehlt.

Das Gesellige gefällt ihm auch an seinem anderen Hobby, der Guggenmusik. «Beides zusammen ist eine schöne Abwechslung zum Beruf», sagt er und schliesst die Stalltür sachte hinter sich. Immer noch ist das Gackern leise zu hören. Für Markus Fischer ist es die schönste Hintergrundmusik.

Die BauernZeitung kürt den «Lehrling des Jahres 2021»

DossierLehrling des Jahres 2021Donnerstag, 18. März 2021 Aus über 80 fantastischen Bewerbungen hat die Jury Mitte März 2021 10 Favoritinnen und Favoriten für den «Lehrling des Jahres 2021» ausgewählt. Zwischen dem 16. April 2021 und dem 14. Mai 2021 werden alle 10 Favoritinnen und Favoriten vorgestellt. Pro Woche werden jeweils 2 neue Lernende vorgestellt. Zu jedem Lernenden gibt es einen Artikel und ein Video. Ab Mitte bis Ende Mai folgt das Leser-Voting, bei dem Sie bestimmen, wer schlussendlich der «Lehrling des Jahres 2021» wird. Alle Artikel und Porträts finden Sie im in unserem Dossier