Medienmitteilung

29. Oktober 2015

Berufliche Integration von Flüchtlingen: Pilotprojekt «Perspektive Pflege» gestartet

Gruppenarbeit
Das Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Luzern hat zusammen mit Partnerinstitutionen Ende August den Vorkurs «Perspektive Pflege» lanciert. 15 Flüchtlinge werden im einjährigen Kurs auf den Einstieg in eine berufliche Grundbildung in der Pflege vorbereitet.
 
Ende August haben 15 Flüchtlinge den Pilotlehrgang «Perspektive Pflege» gestartet. Dieser bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, eine praxisbezogene Ausbildung im Pflegebereich zu absolvieren. Der Lehrgang dauert insgesamt 49 Wochen, inklusive zwei Praktika in einem Alters- und Pflegeheim. Nach Abschluss des Kurses sollen die Absolventen nahtlos in die Grundausbildung «Assistent/-in Gesundheit und Soziales (AGS)» übertreten können.
 
Das Projekt wurde heute den Medien vorgestellt und eine erste Zwischenbilanz gezogen. Diese fällt positiv aus. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind wissbegierig, erkennen das Projekt als grosse Chance und sind durch die geregelten Strukturen sowie die neue Perspektive motiviert, ihr Engagement hoch zu halten. Die erste Bewährungsprobe wird das Praktikum in einem Alters- und Pflegeheim im Januar 2016 sein. Damit die Teilnehmenden unsere Sprache und Kultur noch besser verstehen, werden derzeit kulturelle Patenschaften mit freiwilligen Schweizern gesucht.
 
Drohendem Mangel an Pflegefachkräften begegnen
Das Gesundheits- und Sozialdepartement des Kantons Luzern führt das Projekt gemeinsam mit der Luzerner Niederlassung von ENAIP Schweiz, der Luzerner Altersheimleiterinnen und -leiter Konferenz (LAK CURAVIVA) sowie der Zentralschweizer Interessengemeinschaft Gesundheitsberufe (ZIGG) durch. ENAIP ist dabei für die schulischen Ausbildungsmodule (Deutsch im Beruf, Allgemeinbildung sowie individuelle Entwicklung) zuständig, aus den Reihen der LAK werden die Praktikumsplätze bereitgestellt. Die ZIGG übernimmt die theoretische und praktische Pflegeausbildung und stellt die Praktikumsbegleitung sicher. «Auch die Pflegebranche muss ihren Teil zur beruflichen Integration von Flüchtlingen beitragen. Es ist für uns auch eine zusätzliche Chance, dem drohenden Mangel an Pflegefachkräften zu begegnen», erklärt ZIGG-Präsident Marco Borsotti das Engagement.
 
Praktikumsplätze in Pflegeheimen
Viele Pflegeheime tragen bereits eine grosse Ausbildungsverantwortung und bieten schon verschiedenste Praktikumsplätze an, zum Beispiel im Bereich der Arbeitslosenintegration oder Zivildiensteinsätzen. LAK CURAVIVA-Präsident Roger Wicki zeigt sich erfreut, dass es trotzdem gelungen ist, genügend Alters- und Pflegeheime für die Mitwirkung an diesem Pilotlehrgang zu gewinnen. «Mit diesem Engagement ist es auch möglich, Berührungsängste zu Personen aus dem Flüchtlingsbereich bei Personal wie auch bei Bewohnern abzubauen», ist Wicki überzeugt.
 
Tiefe Erwerbsquote bei Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommene
Aufgrund der hohen Schutzanerkennungsquote von 65 Prozent können seit 2014 drei von fünf Asylsuchende längerfristig oder dauerhaft in der Schweiz bleiben. Die Zahl der Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommenen, die von wirtschaftlicher Sozialhilfe abhängig sind und für die der Kanton Luzern zuständig ist, ist seit Anfang 2014 um 900 Personen angestiegen. Ende September 2015 waren es insgesamt 2255 Personen. Rund 1500 davon sind im erwerbsfähigen Alter und aufgrund ihrer gesundheitlichen Verfassung auch Arbeitsfähig.
 
Fünf Jahre nach Einreise in die Schweiz sind jedoch nur 30 Prozent der Flüchtlinge und vorläufig Aufgenommenen erwerbstätig. Nach zehn Jahren sind es 60 Prozent. Angesichts der aktuellen Lage und dem zu erwartenden weiteren Anstieg der Anzahl von ankerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen wird die Integration in den nächsten Jahren noch herausfordernder. Regierungsrat Guido Graf ist überzeugt: «Wenn wir die Integration nicht besser schaffen, sitzen wir bald auf einem sozialpolitischen Pulverfass.» Für ihn ist darum klar, dass es grössere und vor allem gemeinsame Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft braucht.
 
Der Pilotlehrgang «Perspektive Pflege» kostet 360'000 Franken und wird als Unterstützung für gemeinnützige und soziale Projekte (Lotteriegelderverordnung §14) aus Mitteln des kantonalen Lotteriefonds finanziert. Aus dem Pilotlehrgang können wichtige Erkenntnisse für eine zielgerichtete berufliche Integration von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen gewonnen werden. Das dient einem zukünftig effizienteren Einsatz der zur Verfügung stehenden finanziellen Integrationsmittel. Graf ist darum überzeugt, dass dieses Geld gut eingesetzt ist.
 
Anhang
- Bild 1: Kursteilnehmende bei der Lektion über Mundhygiene
- Bild 2: Kursteilnehmende bei der Gruppenarbeit
- Referat Regierungsrat Guido Graf
- Präsentation Regierungsrat Guido Graf
- Referat ZIGG-Präsident Marco Borsotti
- Referat LAK CURAVIVA-Präsident Roger Wicki
- Referat Rebecca Narducci ENAIP
- Referat Katharina Graber ZIGG
 
Strategiereferenz
Diese Botschaft/Massnahme dient der Umsetzung des folgenden Schwerpunktes in der Luzerner Kantonsstrategie:
  • Gestalteter Gesellschaftswandel
  • Flächendeckende Gesundheitsversorgung

  • Kontakt

    Regierungsrat Guido Graf
    Vorsteher Gesundheits- und Sozialdepartement Kanton Luzern
    Tel. 041 228 60 81
    guido.graf@lu.ch
     
    Marco Borsotti
    Präsident Zentralschweizer Interessengemeinschaft Gesundheitsberufe ZIGG
    Tel. 041 319 70 01
    marco.borsotti@Vivaluzern.ch
     
    Roger Wicki
    Präsident Luzerner Altersheimleiterinnen und -leiter Konferenz LAK CURAVIVA
    Tel. 041 926 51 51
    r.wicki@lak.ch