Medienmitteilung

10. November 2015

Mammutfunde im Seetal: Untersuchung bringt neue Erkenntnisse

In den vergangenen Jahren kam es zu vier bemerkenswerten Funden von Mammutstosszähnen im Luzerner Seetal. Laut aktuellen Datierungen sind diese rund 85'000 Jahre alt und damit die ältesten ihrer Art in der Schweiz. Die Luzerner Kantonsarchäologie publizierte die Forschungsergebnisse mit neuen Erkenntnissen zur frühesten Geschichte der Region in einem Sonderbericht.
 
Funde von prähistorischen Tierknochen haben für die Wissenschaft einen hohen Wert und tragen massgeblich zum Wissen über die Umweltgeschichte und die Lebenswelt der damaligen Menschen bei. Die vier Stosszahn-Funde in den Kiesgruben in Eschenbach und Ballwil in den Jahren 2006, 2011, 2013 und 2014 liefern die Grundlagen für ein neues Verständnis der eiszeitlichen Geschichte in unserer Region und erlauben der Wissenschaft, die Zeitstellung und Verbreitung der Mammuts näher zu untersuchen. Neue Analysen der Universität Bern zeigen, dass frühere Datierungsergebnisse (etwa 29'000 Jahre) falsch waren. Die Seetaler Mammutstosszähne stammen vielmehr von Tieren, die vor rund 85'000 Jahren gelebt haben. Es sind somit die ältesten Funde dieser Tierart in der Schweiz.
 
Stosszähne und Backenzähne
Damals wie heute waren und sind die Menschen vom Mammut fasziniert und Mammutfunde stossen auf grosses Interesse. Dieses an die Kälte angepasste Lebewesen ist ein Symbol für die Eiszeit. Die Schulterhöhe betrug etwa 3 bis 3.5 m und das Gewicht 4 bis 5 Tonnen. In Zentraleuropa starb das Mammut wahrscheinlich vor etwa 17'000 Jahren aus. In Nordeuropa und Sibirien lebten Mammuts aber einige Jahrtausende länger.
 
In den letzten Jahren wurden im Seetal ausschliesslich Stosszähne geborgen. Ausnahmslos waren sie bei Baggerarbeiten beschädigt worden. Es gibt ausserdem Altfunde von Backenzähnen, während eigentliche Knochen hier nicht erhalten geblieben sind. Dank Unterstützung der Kiesgrube Lötscher in Ballwil und der Gemeinde Eschenbach konnten die Seetaler Mammutfunde konserviert und auch naturwissenschaftliche Analysen durchgeführt werden.
 
Umfassender Sonderbericht
Im heute den Medien vorgestellten Sonderbericht der Luzerner Kantonsarchäologie wird näher auf die Funde aus Kiesgruben im Luzerner Seetal eingegangen. Um die Lebenswelt der damaligen Menschen und Tieren besser zu verstehen, werden gleichzeitig Tierfunde aus dem Kanton Luzern und der übrigen Zentralschweiz thematisiert. Weitere Kapitel sind dem Klima, den naturwissenschaftlichen Analysen, der Eiszeit und der Region Seetal gewidmet. Über weitere Luzerner Tierfunde der letzten Eiszeit wie den Höhlenbären und das Rentier wird ebenso berichtet wie über archäologische Funde der Menschen. Geräte der Neandertaler liegen aus einer Rigihöhle vor.
 
Der Sonderbericht kostet 10 Franken und kann bei der Kantonsarchäologie Luzern bestellt oder gratis heruntergeladen werden (w w w. da. lu. ch).
 
Anhang
Bild 1: Der restaurierte Mammutstosszahn von Ballwil, Kiesgrube Lötscher
Bild 2: Freilegung Stosszahn Ballwil (Kiesgrube Lötscher, Ballwil). Grabungsmitarbeiter Niklaus Schärer
Bild 3: Bergung Mammutstosszahn in der Gemeindekiesgrube Eschenbach. Grabungstechniker Richard Thomas
Bild 4: Titelbild Mammutheft

Kontakt

Prof. Dr. Ebbe Nielsen
Stv. Kantonsarchäologe Kanton Luzern (Autor)
Tel. 041 228 64 90 / 079 405 13 47 (erreichbar am 10.November 2015 ab 11 Uhr)
ebbe.nielsen@lu.ch