Newsletter Freiwilligenarbeit 2/2017

Wissenswertes und Informatives aus der Arbeit der Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Asyl- und Flüchtlingsbereich

Inhalt

Vorwort
Vorinformation
Zusammenarbeit Freiwillige mit der Abteilung Sozialdienst der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF)
Aus der Praxis: Freiwilligengruppe Rain
Gesucht

Vorwort

Geschätzte Leserinnen und Leser
Liebe Freiwillige

Freiwillige machen in ihrem Engagement keinen Unterschied zwischen Asylsuchenden, vorläufig Aufgenommenen und anerkannten Flüchtlingen. Sie sehen Menschen, die Unterstützung brauchen und reichen ihnen die Hand. Sie helfen ihnen in der Alltagsbewältigung und unterstützen sie dabei, Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen um sich so vor Ort zu integrieren. Gross ist dann jeweils die Enttäuschung, wenn Asylsuchende aufgrund des Asylverfahrens woanders untergebracht werden; sei es, weil ihr Gesuch anerkannt wurde und sie in eine andere Unterkunft umquartiert werden oder weil es abgelehnt wurde und sie die Schweiz daher verlassen müssen. Oft herrscht dann Unverständnis dafür, teils fühlen sich die Freiwilligen sogar vor den Kopf gestossen: „Jetzt haben wir so viel Zeit in die Integration investiert, und jetzt müssen sie auf einmal gehen!“, wurde mir schon oft in Gesprächen mit Freiwilligen gesagt. Ruedi Bäumli und Seppi Merz von der Integrationsgruppe Rain können ein Lied davon singen, wie sie im Interview unten nachlesen können. Sie würden sich wünschen, frühzeitig informiert zu werden, wenn Entscheide fallen, welche sie als Freiwillige indirekt betreffen. Ich kann die Enttäuschung gut nachvollziehen, die entsteht, wenn jemand aufgrund eines negativen Entscheids plötzlich gehen muss oder bei einem positiven Entscheid womöglich in eine andere Gemeinde zieht. Schliesslich hat man viel Zeit mit diesen Personen verbracht und auch eine gewisse Bindung zueinander aufgebaut. Ich finde es deshalb wichtig, immer wieder über das Asylverfahren und die verschiedenen Zuständigkeiten zu informieren. Fakt ist, der Bund allein entscheidet über das Asylgesuch einer Person. Der Kanton Luzern kann darauf keinen Einfluss nehmen. Über den Ausgang eines Asylgesuchs erfährt die Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen erst dann davon, wenn der Entscheid per Post bei ihr eintrifft. Zur selben Zeit erhält auch die betroffene Person den Entscheid. Es liegt einzig an der betroffenen Person, wem sie den Entscheid mitteilen möchte. Die DAF selbst darf aus Datenschutzgründen keine Drittpersonen informieren. Es ist schön, spielt der Status einer Person für die Freiwilligen keine Rolle. Fakt ist aber auch, dass es keine gesetzlichen Grundlagen für die Integrationsförderung von Asylsuchenden gibt. Weil bei ihnen noch nicht über ein Bleiberecht entschieden wurde und die reale Chance besteht, dass sie die Schweiz wieder verlassen müssen, hat der Erhalt der Rückkehrfähigkeit oberste Priorität. Das mag für viele unverständlich sein, weil erfahrungsgemäss der Grossteil in der Schweiz bleiben wird, aber so sind die politischen Vorgaben, welche von uns umgesetzt werden müssen. Während wir uns dafür einsetzen, dass Asylsuchende an unseren Beschäftigungsprogrammen teilnehmen können, um eine sinnvolle Tagesstruktur zu erhalten, bleibt die Integrationsförderung den anerkannten Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen vorbehalten. Sie bleiben in der Regel dauerhaft hier und können jede Unterstützung gebrauchen, die ihnen geboten wird.
 
Marianne Bachmann
Koordinatorin Freiwilligenarbeit im Asyl- und Flüchtlingsbereich

Vorinformation

Die Hochschule Luzern (HSLU), Soziale Arbeit bietet am Samstag, 27. Januar 2018 für Freiwillige im Migrationsbereich eine Weiterbildung an. Zielpublikum sind Freiwillige, die an der Basis tätig sind wie auch Personen, die im Migrationsbereich Verantwortung übernehmen und bei ihrer Tätigkeit Berührungspunkte zur Freiwilligenarbeit haben (z.B. Gemeindevertreter/innen, Leiter/innen von Freiwilligengruppen/Organisationen etc.).
 
Inhaltlich werden folgende Themen behandelt:
Fundierte rechtliche Informationen (Ausländer- und Asylrecht)
Soziale Dynamiken, Umgang mit dem Fremden, Vorstellung verschiedener Methoden in der Interaktion
Kontext Zivilgesellschaft - Politik - Wirtschaft
 
Die HSLU und die Koordinationsstelle Freiwilligenarbeit der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen haben den Inhalt der Weiterbildung zusammen abgesprochen. Die Weiterbildung dauert ca. 8 Stunden. Sie wird demnächst noch ausführlich publiziert.

Zusammenarbeit Freiwillige mit der Abteilung Sozialdienst der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF)

Viele Asylsuchende, vorläufig aufgenommene Personen und Flüchtlinge verfügen nicht über die finanziellen Mittel, um sich selbständig versorgen zu können und oder haben einen Bedarf an persönlicher Sozialberatung. Die Abteilung Sozialdienst der DAF gewährt die nötige Unterstützung in Form von wirtschaftlicher Sozialhilfe und Beratung. Ein spezieller Fokus liegt dabei auf der beruflichen und sozialen Integration.
 
Die Aufgaben des Sozialdienstes umfassen:
Bedarfsabklärung und Ausrichtung von wirtschaftlicher Sozialhilfe
Erschliessen Leistungen Dritter
Budget- und Schuldenberatung
Persönliche Sozialberatung sowie Triage an Fachstellen und behördliche Dienste
Vermittlung von Integrationsangeboten und -massnahmen
Konflikt- und Krisenintervention
 
Die Begleitung durch Freiwillige fördert die soziale Integration unserer Klientel und ist eine sehr wertvolle Unterstützung in der Alltagsbewältigung. Die Freiwilligenarbeit unterstützt das Bestreben unserer Dienststelle, dass AS, VA und FL in der Selbständigkeit gefördert und vor Ort in den Gemeinden gut eingebunden werden. Diese wichtige Arbeit kann ein Sozialdienst einerseits aus Ressourcengründen, aber auch auf Grund der fehlenden persönlichen Vernetzung von Sozialarbeitenden in den Gemeinden nicht übernehmen. Deshalb ist der Einsatz der Freiwilligen vor Ort so wichtig für den Integrationsprozess von zugewanderten Menschen.
 
Bei der Zusammenarbeit mit den Freiwilligen möchten wir auf Folgendes hinweisen:
 
Wirtschaftliche Sozialhilfe
Grundsätzlich sind alle Fragen bezüglich der wirtschaftlichen Sozialhilfe durch das Klientel direkt an die Sozialarbeit zu stellen. Leistungen der Sozialhilfe sind zu einem wesentlichen Teil situationsbedingt und einzelfallabhängig, weshalb es um so wichtiger ist, dass sich nicht Freiwillige mit Einzelfallfragen an unsere Stellen wenden.
 
Wohnungssuche
Ebenso sollen auch Fragen zur Wohnungssuche direkt vom Klientel an ihre Beraterinnen oder Berater gestellt werden. Zwecks Wohnungssuche gibt unser Sozialdienst eine Bestätigungsschreiben ab, damit Vermieter/innen über die Bedingungen im Rahmen eines Sozialhilfebezugs informiert sind und wissen, an wen sie sich bei Fragen wenden können. FL haben eine freie Wohnsitzwahl. AS und VA wird von der DAF Wohnraum zugewiesen, sofern sie noch Sozialhilfe beziehen, d.h. sie haben keine freie Wohnungswahl.
 
Datenschutz
Aus Datenschutzgründen dürfen persönliche Informationen und Personendaten, die Freiwillige oder Sozialarbeitende von FL, VA oder AS in persönlichen Gesprächen erhalten, nicht ohne deren Einverständnis gegenseitig kommuniziert werden. Wir empfehlen, dass Freiwillige AS, VA und FL motivieren, wichtige persönliche Anliegen bei der Sozialarbeit einzubringen, damit diese unterstützend einwirken können. Dies ist der einfachste Weg, um den Datenschutz einzuhalten.

Aus der Praxis: Freiwilligengruppe Rain

Asylsuchende und Freiwillige im Einsatz in Rain
Die Freiwilligengruppe Rain besteht aus vier Kerngruppenmitgliedern, welche in ihren Ressorts von Freiwilligen unterstützt werden. Die Gruppe verfolgt das Ziel, möglichst viele Asylsuchende zu beschäftigen und Flüchtlinge in der Gemeinde Rain zu integrieren. Dazu wurden innerhalb der Gruppe die drei Ressorts Deutschunterricht, Beschäftigung und Freizeit geschaffen. Pro Ressort übernimmt je eine Person die Hauptverantwortung, während eine andere Person die Gruppe leitet und die Angebote koordiniert. Die Sozialvorsteherin der Gemeinde Rain und zwei Delegierte aus dem Kirchenrat nehmen an den Austauschsitzungen der Freiwilligen teil und fungieren als Bindeglied zur Gemeindebehörde resp. zur Kirchgemeinde.
 
Ruedi Baumli und Seppi Merz sind zuständig für den Bereich Beschäftigung. Sie setzen sich dafür ein, dass Asylsuchende und Flüchtlinge eine Beschäftigung und somit auch eine sinnvolle Tagesstruktur erhalten.
 
Ruedi Baumli und Seppi Merz, wie findet man Beschäftigungseinsätze für Asylsuchende?
Als langjährige Einwohner von Rain haben wir beide ein gutes Netzwerk in und um die Gemeinde. So konnten wir die Korporation Sempach, den Werkdienst der Gemeinde sowie zwei Landwirte als wichtige Partner für die Rekrutierung von gemeinnützigen Arbeiten für die Asylsuchenden gewinnen.
 
Für welche gemeinnützige Arbeiten werden die Asylsuchenden eingesetzt?
Zusammen mit dem Förster der Korporation Sempach konnten wir für einige Tage Arbeiten im Wald erledigen. Von Forstarbeitern wurden Stauden und kranke Eschen gefällt, die Asylsuchenden sammelten und bündelten die gefällten Holzteile. Auch beim Aufbau des Eichenwaldes waren Asylsuchende beteiligt. Insgesamt haben wir zusammen mit ihnen 1‘700 Bäume und Tannen gepflanzt. Der Werkdienst der Gemeinde setzt Asylsuchende bei der Litteringbekämpfung ein, bei der Behebung von Unwetterschäden oder bei der Bachreinigung. Ein Landwirt setzt Asylsuchende regelmässig auf seinem Betrieb ein, indem sie mit ihm Räumungsarbeiten im Wald erledigen und die Äste von Obstbäumen einsammeln. Ein anderer Landwirt mit einer Erdbeerplantage beschäftigte Asylsuchende während der Erdbeersaison. Gerade erst hat sich ein weiterer Landwirt bei mir gemeldet, der gerne Asylsuchende für das Pflücken von Himbeeren engagieren möchte.
 
Wie verläuft ein Beschäftigungstag mit den Asylsuchenden?
Meistens werden die Asylsuchenden von Freiwilligen begleitet. Die Korporation z.B. stellt dies zur Bedingung, weil für sie die Gruppe zu gross ist, um die alleinige Verantwortung zu tragen. Am Morgen eines Einsatzes treffen wir uns mit den Asylsuchenden zum vereinbarten Zeitpunkt. Mittlerweile erscheinen sie immer pünktlich, häufig sogar etwas früher. Es gibt auch Einsätze - vorwiegend in der Landwirtschaft - bei denen wir Freiwillige die Asylsuchenden nur am ersten Tag des Arbeitseinsatzes begleiten. Danach gehen sie dann alleine. Soweit es das Wetter zulässt, fahren wir mit dem Velo zur Arbeit. In der kalten Jahreszeit oder wenn es keine ÖV-Verbindungen gibt, fahren wir die Asylsuchenden mit dem Auto und holen sie auch wieder ab. Beim ersten Arbeitseinsatz findet eine Einführung in das Arbeitsgebiet statt. Grundsätzlich dauert ein Arbeitseinsatz einen ganzen Tag, manchmal auch nur einen halben. Bei einzelnen Landwirtschaftseinsätzen stellt der Landwirt das Mittagessen zur Verfügung. Wenn wir für die Korporation oder die Gemeinde Arbeiten erledigen, verbringen wir die Mittagspause in den Sommermonaten zusammen mit den Asylsuchenden. Dabei nehmen wir ein Picknick mit. Dies ist für uns alle immer ein wertvoller Moment, weil wir uns dann zusammen über alle möglichen Themen unterhalten und die Asylsuchenden dabei ihre Deutschkenntnisse anwenden und erweitern können. Es ist uns aufgefallen, dass Asylsuchende, die regelmässig an den Arbeitseinsätzen teilnehmen, sehr gute Fortschritte machen und oft besser Deutsch sprechen als die anderen.
 
Wie erlebt ihr die Asylsuchenden bei der Arbeit?
Die Asylsuchenden sind motiviert und erledigen ohne Murren auch körperlich strenge Arbeiten. Sie zeigen Interesse an neuem Wissen, das ihnen von uns vermittelt wird.
 
Was sind für euch Herausforderungen und Erfolge in der Begleitung von Asylsuchenden?
Eine grosse Herausforderung für uns ist der Statuswechsel. Wenn Asylsuchende den Flüchtlingsstatus erhalten, dürfen sie keine gemeinnützigen Arbeiten mehr verrichten. Wir probieren dann, für die Betroffenen einen Praktikumsplatz zu rekrutieren. Dabei spielt unser Netzwerk wiederum eine bedeutende Rolle. Erfolgreich konnten wir so schon Praktika und Schnupperlehren in der Bäckerei oder im Altersheim vermitteln.
 
Die Zusammenarbeit mit den Asylsuchenden und Flüchtlingen fordert von uns Freiwilligen viel Engagement und Energie. Die Dankbarkeit und Freude, die uns diese Menschen dabei entgegenbringen, sind unser Erfolg. Immer wieder werden wir von ihnen zum Essen eingeladen. Diese Erlebnisse sind für uns alle sehr wertvoll und geben uns persönlich viel; sie sind der „Lohn“ für unsere Arbeit.
 
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Mitarbeitenden der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen (DAF)?
Die Zuständigkeiten und Verantwortlichen sind klar definiert. Das Entgegenkommen und Wohlwollen von Seiten der DAF ist für uns spürbar.
 
Wir wird für euch das Vorgehen und der Aufwand für die administrativen Arbeiten wahrgenommen?
Der administrative Aufwand hält sich mit dem Ausfüllen der Rapporte in Grenzen. Die Asylsuchenden wenden sich dann an uns. Diese Abklärungen generieren für uns jeweils einen Mehraufwand.
 
Was würdet ihr euch in Bezug auf euer Engagement wünschen?
Wir würden uns wünschen, dass auch wir Freiwilligen frühzeitig über Entscheide, welche die Asylsuchenden betreffen, informiert würden. Für unser Engagement wäre das sehr wertvoll.
 
Ich bedanke mich bei Ruedi Baumli und Seppi Merz herzlich für das Interview. Ihnen und der Freiwilligengruppe Rain gebührt ein grosses Dankeschön für ihr Engagement.
 
Interview: Marianne Bachmann

Gesucht

Nähutensilien für das Näh-Atelier im Asylzentrum Ebikon
Haben Sie eine alte Nähmaschine,Stoffreste oder Nähutensilien, die Sie nicht mehr benötigen? Das Nähatelier im Asylzentrum Ebikon kann diese gut gebrauchen. Falls Sie etwas dem Nähatelier zur Verfügung stellen möchten, dann melden Sie sich bei der Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit (freiwillige.daf@lu.ch oder 041 228 39 89).
 
Freiwillige für diverse Einsätze
Kochen mit Asylsuchenden im Durchgangszentrum Sonnenhof in Emmenbrücke
Velokurse (Wie verhalte ich mich im Strassenverkehr)
Handarbeitsatelier: Schneidern/ Stricken/ Weben
Spieltage und -abende mit Backgammon, Domino, Schach
Musische Aktivitäten wie Malen, Zeichnen oder Musizieren
Verschiedene Sportangebote
 
Haben Sie Interesse an einem Engagement für Personen aus dem Asylbereich oder kennen Sie jemanden? Dann melden Sie sich doch bei der Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit.

Kontakt

​KANTON LUZERN
Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen
Gibraltarstrasse 3
6002 Luzern