Newsletter Freiwilligenarbeit 3/2017

Wissenswertes und Informatives aus der Arbeit der Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit im Asyl- und Flüchtlingsbereich.

Vorwort

Liebe Leserinnen und Leser
Liebe Freiwillige

Wie die Zeit vergeht! Ein Jahr ist es her, dass ich meine Stelle als Koordinatorin Freiwilligenarbeit angetreten habe. Es war ein intensives und spannendes Jahr, ein Jahr der Begegnungen und des Austauschs. Die Koordinationsstelle hat sich als Auskunfts- und Ansprechstelle etabliert und wird rege von Gemeinden, Freiwilligen und Interessierten kontaktiert. Die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den Freiwilligengruppen vor Ort ist erfolgreich. So konnten schon diverse Angebote aufgebaut oder weiterentwickelt werden. Das alles zeigt mir, dass wir mit unserem Konzept auf dem richtigen Weg sind. Wir sind aber erst am Anfang! Eines meiner grossen Ziele für das nächste Jahr ist es, die Vernetzung der Freiwilligenarbeit in den Gemeinden noch stärker zu fördern. In den vielen Freiwilligengruppen summiert sich eine grosse Menge an unterschiedlichem Wissen und unterschiedlichen Erfahrungen. Indem sich die Gruppen untereinander vernetzen, lernen sie fachlich und sozial voneinander. Alles in allem eine Win-Win Situation. Deshalb wird auch Anfang 2018 unsere Datenbank Freiwilligenangebote aufgeschaltet. Dort können Angebote selbst erfasst oder nach passenden Angeboten gesucht werden. Vielleicht dienen die vorhandenen Angebote sogar zur Inspiration, etwas Eigenes auf die Beine zu stellen. Die Freiwilligengruppen werden von uns demnächst ausführlicher informiert, wie und ab wann sie ihre Angebote aufschalten können.
Am heutigen 5. Dezember wird der Tag der Freiwilligen gefeiert. Mit einem Dankesanlass am 18. Januar 2018 ehrt die Koordinationsstelle das Engagement der Freiwilligen. Die Einladung erhalten Sie ebenfalls demnächst. Ich möchte Ihnen aber schon heute meinen Dank aussprechen und meinen Respekt bezeugen. Ihr von Solidarität getragener Dienst an der Gemeinschaft ist keine Selbstverständlichkeit, er ist unverzichtbar und wird sehr geschätzt. In diesem Sinne: Danke!
 
Marianne Bachmann
Koordinatorin Freiwilligenarbeit

Fachseminar Freiwilligenarbeit im Migrationsbereich

Auf Ebene der Gemeinden treffen Freiwillige auf eine grosse Zahl an geflüchteten Frauen, Männern und Kindern. Je geschulter die Freiwilligen sind, desto besser können sie die Flüchtlinge in ihrem direkten Umfeld unterstützen.
 
Die Hochschule Luzern und die Koordinationsstelle für Freiwilligenarbeit der Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen organisieren deshalb ein Fachseminar. Das Fachseminar vermittelt fundierte Informationen zur Rechtslage der geflüchteten Personen, zu sozialen Dynamiken und dem Umgang mit dem Fremden sowie zum Kontext Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. Die Teilnehmenden erhalten unterstützende Werkzeuge und Methoden für den Umgang mit den Betroffenen und stärken ihre eigenen praxisorientierten Kompetenzen.
 
Das Fachseminar findet am Samstag, 27. Januar 2018 statt. Mehr Informationen zum Inhalt und den Anmeldebedingungen finden Sie hier.

Häufig gestellte Fragen

Durchgangszentrum, Aufenthaltszentrum, Minimalzentrum: Worin unterscheiden sich die verschiedenen Asylzentren?
 
Der Kanton setzt bei der Unterbringung von Asylsuchenden auf die mehrstufige Zentrumsunterbringung. Erfahrungsgemäss nimmt der Betreuungsaufwand von Asylsuchenden mit zunehmender Verfahrensdauer ab. Deshalb verfügt der Kanton über verschiedene Zentrentypen, die sich hinsichtlich der Betreuungsintensität unterscheiden.
 
Bei ihrer Ankunft im Kanton werden alle Asylsuchenden zuerst in einem Durchgangszentrum (DGZ) untergebracht. Der Aufenthalt dort beträgt 2 - 6 Monate und dient der Eingewöhnung. Entsprechend intensiv ist auch die Betreuung, diese erfolgt 24 Stunden sieben Tag die Woche. Gesundheitsverantwortliche in den DGZ bieten Sprechstunden für die Asylsuchenden an und weisen sie bei gesundheitlichen Problemen den zuständigen Stellen zu.
 
Nach der ersten Eingewöhnungs- und Orientierungsphase werden die Asylsuchenden dann je nach Bedarf an Betreuung entweder in Aufenthaltszentren (AZ) oder Minimalzentren (MZ) untergebracht. In den Aufenthaltszentren ist die Betreuung reduziert, wird aber dennoch Tag und Nacht angeboten. In den Minimalzentren beschränkt sich die Betreuung auf Bürozeiten unter der Woche. In Minimalzentren werden Personen verlegt, die über ein hohes Mass an Selbstständigkeit verfügen und auch ansonsten besonders positiv aufgefallen sind.
 
Unbegleitete, minderjährige Asylsuchende und Flüchtlinge (MNA = Mineurs Non Accompagnés) werden aufgrund ihres verletzlichen Status nicht in Asylzentren mit Erwachsenen untergebracht. MNA unter 14 werden wenn nötig in Pflegefamilien platziert, die restlichen MNA im neuen DGZ Grosshof (MNA-Zentrum) in Kriens.

Aus der Praxis: Ausdrucksmalen im ZUMA Pilatusblick

Während gut einem Jahr engagierte sich Klara Bühler freiwillig im Zentrum für unbegleitete Minderjährige aus dem Asylbereich (ZUMA) Pilatusblick mit dem Angebot "Ausdrucksmalen". Einmal die Woche hatten die Jugendlichen während 1.5 Stunden die Möglichkeit, in einem speziell dafür eingerichteten Raum am Ausdrucksmalen teilzunehmen. Damit die Teilnehmenden ihre inneren Bilder aktivieren können, soll der Raum so eingerichtet sein, dass äussere Einflüsse das Malen nicht behindern. Ausdrucksmalen ist eine spontane Äusserung der Teilnehmenden, zu Vergleichen mit Singen oder Tanzen. Malen ist es eine universelle Bildersprache, unabhängig vom Alter, Herkunft und Kultur.
 
Klara, was hat dich dazu bewogen, dich im Asyl- und Flüchtlingsbereich freiwillig zu engagieren?
Ich habe bei Arno Stern meine Ausbildung zum Ausdrucksmalen absolviert. Während 10 Jahren hatte ich ein eigenes Malatelier. Im Atelier arbeitete ich zusammen mit unterschiedlichsten Menschen zwischen 3 und 80 Jahren. Auch ich selber malte viele Jahre. Nach meiner Pensionierung wollte ich mein Wissen und meine Erfahrungen sinnvoll einsetzen. Zudem beschäftigte mich die Flüchtlingsthematik, darum schien mir ein Engagement in diesem Bereich naheliegend. Also meldete ich mich in verschiedenen Asylzentren. Im ZUMA wurde ich schliesslich von der Verantwortlichen für Freiwilligenarbeit zu einem Gespräch eingeladen. Ein geeigneter Raum war vorhanden und schon nach zwei Wochen konnte ich mit dem Malen beginnen. Durchschnittlich nahmen 4 bis 5 Personen am Angebot teil.
 
Was wolltest du mit deinem Angebot erreichen?
Ich wollte für diese jungen Menschen einen Rückzugsort schaffen, wo sie sich in einem geschützten Rahmen mit Malen ausdrücken konnten. Es war ein ruhiges, sorgfältiges Malen ohne Vorgaben. Erlebtes konnte durch Malen ausgedrückt werden. Im Vordergrund stand die Freude am schöpferischen Tun, am Experimentieren und Entdecken der eigenen Ressourcen. Das Tun war wichtiger als das Endprodukt. Die gemalten Bilder wurden nicht besprochen und nicht bewertet. Da in einer Gruppe gemalt wurde, wirkte das Malen anregend und tragend. Als Malbegleiterin achtete ich auf die Spielregeln und unterstützte die Malenden, wo nötig.
 
Wie hast du die Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden erlebt?
Eine bestimmte Zeit regelmässig und pünktlich zum Malen zu erscheinen, stellte eine Herausforderung für die Jugendlichen dar. Waren sie da, erlebte ich sie zufrieden. Die Stimmung war heiter und auch das Deutschsprechen kam nicht zu kurz.
 
Was nimmst du persönlich aus dieser Tätigkeit mit?
Für mich war es eine Freude, mit den Jugendlichen zusammen zu arbeiten. Ich erlebte sie positiv, offen, dankbar und freundlich. Es war ein Geben und ein Nehmen.
 
Wie war die Zusammenarbeit mit den Betreuenden oder Bezugspersonen?
Die Zusammenarbeit erlebte ich unterschiedlich. Ob und wie regelmässig ein Angebot genutzt wurde,hing oft von der Einstellung der jeweiligen Betreuungsperson zum Angebot ab. War diese Person vom Nutzen des Angebots überzeugt, konnte sie auch ihre Klientinnen und Klienten eher zur Teilnahme begeistern. Ausserdem fand der gegenseitige Austausch zwischen mir und der Betreuungsperson eher statt.
 
Siehst du noch Optimierungsbedarf im Bereich der Freiwilligenarbeit der DAF?
Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten soll weiter verfolgt und optimiert werden. Wichtig erscheint mir, dass bei den Betreuenden eine einheitliche Haltung gegenüber der Freiwilligenarbeit zum Tragen kommt.
 
Ich bedanke mich herzlich bei Klara Bühler für das Interview und wünsche ihr viel Erfolg auf ihrem weiteren Weg.
 
Interview: Marianne Bachmann
 
 

Gesucht

Freiwillige für Lese- und Schreibdienst
Personen aus dem Asylbereich brauchen oftmals Unterstützung beim Lesen, Verstehen und Schreiben deutschsprachiger Korrespondenz, beim Schriftverkehr mit Behörden oder beim Ausfüllen von Formularen. Freiwillige helfen ihnen beim Aufsetzen eines Schreibens, beim inhaltlichen Verstehen und korrekten Ausfüllen von Formularen. Es stehen keine Übersetzer zur Verfügung, die Kommunikation erfolgt in deutscher Sprache.
 
Anforderungen:
Stilsicheres Deutsch in Wort und Schrift
Sicherheit im Ausfüllen von amtlichen Formularen
Soziale Kompetenz im Umgang mit Personen aus unterschiedlichen Kulturen
Bereitschaft, sich über einen längeren Zeitraum regelmässig zu engagieren
Interessierte melden sich bitte bei der Koordinationsstelle.

Kontakt

​KANTON LUZERN
Dienststelle Asyl- und Flüchtlingswesen
Gibraltarstrasse 3
6002 Luzern